Sardiniens Ursprünge gehen bis weit vor die Steinzeit zurück. Prähistorische Funde lassen ahnen, dass es bereits damals Kulturen auf der Insel gab, doch liegen die Anfänge der sardischen Geschichte im Dunkeln der menschlichen Vorgeschichte. In der Provinz Sassari fand man Spuren der ältesten menschlichen Besiedlung. Werkzeuge zur Keramikherstellung lassen auf ein Alter von ca. 150.000 Jahren schließen. In der Grotte San Michele bei Ozieri wurden Überreste einer Zivilisation gefunden, die auf die Zeit um 3.000 bis 2.500 v. Chr. zurückgeht. Die nach ihrem Fundort genannte Ozieri-Kultur brachte Sardiniens erste Bevölkerungsgruppe hervor. Die Menschen dieser Kultur waren friedliche Ackerbauern, die von den Erträgen ihrer Felder, der Viehzucht, dem Fischfang und der Jagd auf kleine Tiere lebten. Sie huldigten einem ausgesprochenen Fruchtbarkeitskult, was die Grabbeigaben in Form von Idolfiguren mit ausgeprägten weiblichen Attributen belegen.
Die bekanntesten Relikte der Ozieri-Kultur sind die Felsenkammergräber, die man in verschiedenen Größen und Formen antrifft. Ihren etwas poetischen Namen „Feengräber“ haben diese wenig märchenhaft anmutenden Felsengrüfte eher den Jahrhunderte alten Sagen und Legenden zu verdanken, die sich um die mysteriösen Grabstätten rankten.
Wie so oft im Lauf der Geschichte währte auch auf Sardinien diese friedliche Zeit nicht sehr lange. Die harmlosen Bauern wurden von einem kriegerischen Hirtenvolk abgelöst, deren Herkunft bis heute rätselhaft ist. Diese Kultur hinterließ der Insel die monumentalen Nuraghen, kegelförmige, mit Schießscharten versehene Festungstürme aus lose aufeinander geschichteten Felsblöcken. Da die Mauern dieser Steinkolosse oft meterdick waren, konnten Zeit, Naturgewalten und Menschen ihnen kaum etwas anhaben. Heute ragen diese mit Moos bewachsenen Türme als steinerne Zeitzeugen überall aus der sardischen Landschaft hervor.