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Mufflon und Ölbaum – Sardiniens zähe Tier- und Pflanzenwelt

Von Menschenhand unberührte Wälder und Küstengebiete, in denen Tierarten beheimatet sind, die man nirgendwo anders mehr antrifft, machen Sardinien zu einem Naturparadies mit ganz besonderem Reiz. Die Abgeschiedenheit großer Naturschutzgebiete, deren Besuch nur unter strikter Einhaltung der jeweiligen Vorschriften gestattet ist, bewahrt der Landschaft und ihren wilden Bewohnern das natürliche Gleichgewicht, das in einem durch fortschreitenden Tourismus geprägten Land stets fragil und gefährdet ist.

 

Das milde Mittelmeerklima mit seinen warmen und trockenen Sommern und den frostfreien Wintern sorgt für eine immergrüne Vegetation auf Sardinien. Doch obwohl die Insel von den unerschöpflichen Wassermengen des Mittelmeers umgeben wird, herrscht auf dem Eiland selbst oft das ganze Jahr über großer Mangel an Süßwasser. Die heißen Sonnentage des Sommers, die kaum durch Regenfälle unterbrochen werden, und der fast ständig wehende Wind trocknen das Erdreich aus und fordern ihren Bewohnern, ob Mensch, Tier oder Pflanze, große Einschränkungen ab. Doch sowohl die Tier- als auch die Pflanzenwelt kann sich selbst widrigsten Bedingungen anpassen – wenn man sie lässt. Die jahrhundertelang währende Vernichtung ganzer Wälder durch Abholzung und anschließender Brandrodung hinterließ ihre Spuren und veränderte das ursprüngliche Gesicht der Insel bis zum heutigen Tag.

Die Natur weiß sich zu helfen. Auch Sardinien konnte sich trotz des zerstörerischen Einflusses seiner Eroberer und Ausbeuter die Artenvielfalt an Flora und Fauna bewahren. Besucht man die Insel während der heißen Sommermonate, mag sie ihren Gästen zuweilen etwas karg und verdorrt erscheinen, doch im Frühling werden die Hügel und Täler von nicht enden wollenden Blütenmeeren bedeckt. Hier entdeckt man uralte Pflanzenarten, die nach dem Ende der Eiszeit aus dem nördlichen Europa völlig verschwunden waren. Der Johannisbrotbaum, von dessen Früchten sich der Legende nach Johannes der Täufer in der Wüste ernährt haben soll, ist eine solche Spezies. In schwer zugänglichen Tälern und Schluchten wächst die Myrte, die mit ihrem betörenden Duft ein wichtiger Grundstoff in der Parfümherstellung darstellt. Aus den leuchtend roten Beeren dieses Strauchs wird im Herbst der aromatische Mirto-Likör gewonnen, dem wohltuende Heilkräfte nachgesagt werden.

Auch der Ölbaum, der aus dem gesamten Mittelmeerraum nicht mehr wegzudenken ist, wächst von alters her langsam und in skurrilen knorrigen Ausformungen auf dieser Insel. Der Baum, der wegen seiner unschätzbaren Funktion als Öllieferant einen großen Wert für seinen Besitzer darstellt, wurde schon im Alten Testament als Friedenssymbol erwähnt. Abbildungen, die einen Ölbaumzweig zusammen mit einer Taube zeigen, sind aus den bildlichen Darstellungen der christlichen Religion nicht wegzudenken. Der Ölbaum ist auch ein perfekter Überlebenskünstler in trockenen Gebieten. Mit seinen schmalen, an der Unterseite silbrig glänzenden harten Blättern verdunstet er nur sehr wenig von dem kostbaren Wasser. Es gelingt ihm daher mit relativ geringen Regenmengen zu existieren und dabei noch unzählige ölhaltige Oliven bis zur Reife zu bringen. Ein lebender Beweis dafür, dass Ölbäume ein geradezu biblisches Alter erreichen können, liefert der tausendjährige Baum in Santa Maria Navarrese.

Weitere Nutzbäume, wie der Mandelbaum, der Nussbaum und die Kastanie gedeihen nicht nur hervorragend in diesem Klima, ihre Erzeugnisse sind aus der sardischen Wirtschaft und Küche nicht wegzudenken. Auch viele Arten von Obst und Gemüse werden auf jedem fruchtbaren Fleckchen Ackerland angebaut. Kartoffeln und Getreide werden ebenso sorgfältig kultiviert, wie Tomaten, Artischocken, Feigen und alle Sorten von Zitrusfrüchten.

Sardinien wurde nicht nur immer wieder von fremden Völkern als neue Heimat ausgewählt, ab und an siedelte sich auch eine von weit her stammende Pflanze auf der Insel an. So brachte ein australischer Einwanderer in den 1930er Jahren einen Eukalyptusbaum aus seiner Heimat mit und pflanzte ihn in den sardischen Malariasümpfen an. Da der Eukalyptus eine gigantische Menge an Wasser aufnehmen kann, erhoffte man sich dadurch eine Austrocknung der mit Malariamücken verseuchten Sumpfgebiete. Auch Palmen, Agaven, Feigenkakteen und manche prächtig blühende Blume, wie der Oleander fanden ihren Weg nach Sardinien und prägten das Landschaftsbild bald maßgeblich mit.

Sardiniens immergrüne Wälder werden von beeindruckenden Exemplaren mächtiger Kork- und Steineichen dominiert. Das Vorkommen der Korkeichen auf Sardinien ist übrigens weitaus größer als auf Korsika. Die Korkernte stellt eines der wichtigsten Wirtschaftsstandbeine der Insel dar, da dieser langsam nachwachsende Rohstoff weltweit sehr begehrt ist. Die wulstige graue Borke dieses Baums kann nur alle acht bis zehn Jahre geschält werden. Danach leuchten die nackten rostroten Stämme der frisch entrindeten Korkeichen in der Sonne, so dass es scheint, als blute der Wald. Die Steineichen, die man vorwiegend im Hochland antrifft, können bis zu 25 Meter hoch und sehr alt werden. Ihre Eicheln sind im Herbst eine wichtige Grundlage für das Mästen der halbwilden sardischen Schweine, die frei in den Wäldern herumlaufen und erst zur Beendigung ihres naturbelassenen Lebens eingefangen werden. Ein weiterer für Sardinien charakteristischer Baum ist die Aleppo-Kiefer, die es in lichten bis offenen Beständen bis in 1000 Meter Höhe schafft, sich zu behaupten. Als Baum, der sich hervorragend seiner Umgebung anpassen kann, gelingt es ihr ebenso leicht, an sandigen Küsten zwischen Strandhafer und Stranddistel ihr genügsames Dasein zu fristen. Auch der Mastix, ein Gewächs, das weder Baum noch Strauch eindeutig zuzuordnen ist, fühlt sich zwischen den hohen Baumriesen sichtlich wohl. Mit seinen dunkelgrünen Blättern gedeiht er einträchtig neben Erdbeerbaum, Lorbeer, Schneeball und Kreuzdorn und sorgt mit diesen Sträuchern für einen unterholzartigen Bewuchs der sardischen Wälder. Hätten sich die Wälder Sardiniens unberührt von menschlichen Einflüssen entwickeln können, fände man wahrscheinlich urwaldähnliche Bedingungen auf der Insel vor…

Der durch starke Abholzung und Brandrodung geschwächte Wald konnte sich nicht immer von diesen Strapazen erholen. Auf diesen Flächen breiteten sich die Macchia, ein niederer Buschwald und die Garigue, die Felsenheide aus. Praktisch überall auf Sardinien wird man von dem würzigen Duft der Macchia begleitet. Der Frühling bezaubert mit farbenprächtigen Blütenteppichen; aromatische Kräuter, wie Lavendel, Rosmarin, Salbei, Thymian und Myrte senden im Sommer ihre Duftwolken aus. Daneben gedeihen Ginster, Zistrosen und Stechwinden zwischen Mastix, Erdbeerbaum und Lorbeer. Ab und zu ragt ein verschwenderisch blühender Oleander aus dem niedrigen Buschwerk hervor und setzt mit seiner Farbenvielfalt leuchtend bunte Akzente.

Diese wunderschöne Landschaft bietet auch vielen Tierarten ein Auskommen, wenngleich man die Augen nicht davor verschließen darf, dass viele Tiere vom Aussterben bedroht sind. Mit ein Grund hierfür ist die Leidenschaft der Sarden für die Jagd auf alles, was vier Beine oder Flügel hat. Auch die unter Naturschutz stehenden Mufflons werden nicht verschont, sollten sie einem Jäger leichtsinnig vor die Flinte laufen. Zum Glück lässt der archaische Jagdtrieb bei der sardischen Jugend stark nach, so dass die Hoffnung besteht, in einigen Jahrzehnten nur noch vereinzelte, mit Gewehren ausgestattete Gestalten durch die Wälder ziehen zu sehen. Das Mufflon, das als Urahn des Hausschafs gilt, gleicht eher einer Gams als einem mit üppiger Wolle bedeckten Zuchtschaf. Dieses Ur-Schaf und der sardische Hirsch gelten als die für Sardinien typischen Tiere, wobei letzter nur noch in ganz geringen Beständen unter strengen Naturschutzbedingungen überleben konnte.

Ebenfalls beinahe ausgestorben sind die Mönchsrobben, die mit ihrem tonsurartigen Kopfbewuchs einem Klosterbewohner verblüffend ähneln. Früher lebten sie in den verzweigten Felsengrotten am Golf von Orosei, wo sie in den Felsenhöhlen ungestört ihre Jungen zur Welt brachten. Doch die Ausflugsboote vertrieben die Meeressäuger, die auch von Fischern gejagt und erlegt wurden. Nur wenige Exemplare dieser seltenen Robbenart konnten sich in verschiedenen Regionen um Griechenland herum zurückziehen und dort relativ ungestört leben. Sesshafter sind dagegen die streng geschützten Meeresschildkröten geblieben, die im Sand der Costa Verde ihre Eier ablegen. Eine einmalige ökologische Nische haben auch die weißen Esel auf der ehemaligen Gefängnis-Insel Asinara gefunden. Die auch mit weißem Fell unverändert störrischen Tiere sind hier ebenso einzigartig, wie die auf der Giara de Gesturi lebenden zierlichen Wildpferde.

Einen prächtigen Anblick bieten die riesigen Scharen rosafarbener Flamingos, die auf dem Weg zu ihrem Winterquartier nach Afrika in den Salzlagunen von Oristano und Cagliari einen Zwischenstopp einlegen. Seit mehreren Jahren haben einige Flamingos den Termin für den Weiterflug verpasst – sie sind ganz auf Sardinien geblieben und nisten sogar hier.

Noch ein Wort zu einem an sich unspektakulären Tier – dem Schwein. Man findet die halbwilden Schweine überall im unterholzartigen Gesträuch der Eichenwälder, wo sie unermüdlich auf Nahrungssuche sind. Oft hört man sie noch bevor sie sichtbar werden; grunzend und quiekend wühlen sie sich durchs lockere Erdreich, stets auf der Suche nach einem Leckerbissen. Die Borstentiere sind zwar scheu, doch soll es auch Exemplare geben, die nicht davor zurückschrecken, vorbeikommende Touristen um Wegzoll anzubetteln. Es ist nur nachvollziehbar, dass diese Art der Tierhaltung zu ausgesprochen schmackhaften Wurst- und Fleischprodukten führt…

Es mag sich paradox anhören, doch der Tourismus fördert den Naturschutz auf Sardinien. Ohne Besucher gäbe es wahrscheinlich kaum Naturschutzgebiete, in denen bedrohte Tiere und Pflanzen ein Refugium finden. Ökologischer Tourismus heißt das Zauberwort, in dem die Natur das kostbarste Handelsgut dieser Insel ist, das gut bewahrt und geschützt werden will, wenn es denn weiterhin als Besucherattraktion dienen soll.

Text von Claudia Hurth




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Titel dieser Seite: Flora und Fauna auf Sardinien
Zusammenfassung dieser Seite: Von Menschenhand unberührte Wälder und Küstengebiete, in denen Tierarten beheimatet sind, die man nirgendwo anders mehr antrifft, machen Sardinien zu einem Naturparadies mit ganz besonderem Reiz.

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